"In meinem Leben bin ich gleich zweimal aufs Schreiben verfallen. Als Teenager auf dem Ostschweizer Land fühlte ich mich als Freak. Meine Emotionen habe ich mit Musik und Schreiben verarbeitet. Als ich mich als die Person akzeptierte, die ich bin, wurde vieles einfacher. Ich lernte meinen Traumberuf Lehrerin, reiste viel, übte verschiedene Jobs aus, gründete mit meinem Lebenspartner eine Familie und wurde Co-Besitzerin einer Englischschule. Eigentlich eine super Sache, das Leben war perfekt und dennoch fehlte etwas. Ich fühlte mich wie ein Hamster im Laufrad. Und in dieser Phase bin ich auf ein Autorenforum gestossen. Dieses war extrem hilfreich, vor allem für meinen Erstling <Blackout>. Das Buch habe ich dank der Krise, aber ohne Plan und aus dem Herzen geschrieben. Inspiriert dazu hat mich mein Unterricht, bei dem mir die schwierigsten Teenager häufig die liebsten waren. Heute kenne ich die Figuren meiner neuen Jugendbücher bereits in- und auswendig, bevor ich mich an den Computer setze. Für mich sind diese wie Familienmitglieder, ich kenne ihre Sorgen und weiss, was sie gerne essen. Natürlich muss ich oft recherchieren. Etwa, um herauszufinden, wie die Polizei genau vorgeht oder ob es ein bestimmtes Auto schafft, einen Fluss zu durchqueren. Die erste Version eines Buches bereitet mir stets Mühe, doch ich liebe nichts mehr, als die Geschichte nach und nach zu überarbeiten.
Ausser einem Kaffee, dem Laptop und Ruhe brauche ich nichts zum Schreiben. Läuft es gut, schaffe ich zwölf Seiten am Tag. Wenn es harzt, bleibt es manchmal bei einer Seite. Mit meinen 16 Büchern toure ich häufig durch Schulen und halte Lesungen – bis zu 150 Mal im Jahr. Das ist immer Vorfreude pur. Aufgrund meiner Mitgliedschaft bei ProLitteris erhalte ich als Autorin für meine Werke ein klein bisschen Geld. Davon werde ich zwar nicht reich, aber ich habe auch Anspruch auf rechtliche Vertretung. Und das ist prima. Ebenfalls gut ist, dass sich die ProLitteris ums Thema Copyright kümmert. Denn es ist wichtig, dass die Texte der Autoren urheberrechtlich geschützt sind."
Interview und Fotos: Michael Gasser