Die Theaterautorin, Kolumnistin und Drehbuchautorin Marie Fourquet führt uns unsere Widersprüchlichkeiten in einem ihr eigenen Ton vor – humorvoll und tabulos.
«Theater ist mein Leben» sagt sie, die sich in der Schule nie wohl fühlte. Seit 2001 und ihrem Diplom an der Theaterschule Lassaad in Brüssel schreibt und inszeniert sie. Sie ist eine feine Beobachterin ihrer Zeitgenossen und ihre mittlerweile zehn Stücke spiegeln die Widersprüche unseres Lebens. «Mercedes-Benz W 123» hinterfrägt unsere Verantwortung, was die Banalisierung von Gewalt betrifft. «Pour l’instant je doute» („Vorläufig bin ich im Zweifel“) erforscht die Auswirkungen der weiblichen Emanzipation auf die männliche Psyche. Trotz des Erfolgs ihrer Stücke, die in der Schweiz, in Frankreich, Belgien und Kuba gespielt werden, «ist mein Alltag überhaupt nicht glamourös», stellt sie fest.
«Jeden Morgen, sobald meine Söhne in der Schule sind, setze ich mich an meinen Schreibtisch und schreibe». Marie Fourquet ist methodisch, pflegt aber einen freien Umgangston und einen Humor, die ihr Zugang zum Radio verschafften – in Form einer Kolumne in der Sendung «Les beaux parleurs» und von Beiträgen in der erotischen Sendung «Question Q» auf dem ersten welschen Sender. Der grosse Sprung gelang ihr diesen Winter: Sie schrieb am Drehbuch der sechsteiligen TV-Serie «Double vie» auf der RTS mit. Mit dieser Arbeit lotete sie die Reichweite ihrer über die Jahre erlangten Fähigkeiten aus.
Kann sie davon leben? Auf jedem verkauften Theaterticket erhält sie einen Prozentsatz in Form von Aufführungsrechten, welche die Société Suisse des Auteurs (SSA) wahrnimmt. Für die Radiobeiträge gibt es ausser den Urheberrechten ein paar hundert Franken Honorar. Zum Glück erhält sie Dank ihrem Talent regelmässig Auszeichnungen wie Prairie, Textes-en-Scènes oder Werkbeiträge der Stiftung Leenaards, des Migros Kulturprozents oder der SSA. Diese Unterstützungen erfüllen die Künstlerin mit Dankbarkeit. «Ich komme relativ gut zurecht. Aber ich fühle mich ein wenig wie eine Beamtin im Dienst des kulturellen Service public… ohne die entsprechenden Vorteile», sagt sie lachend.
Interview: Isabelle Tasset
Foto: Fred Valet